Auf der kommenden Agrarministerkonferenz am 27. August 2020 wird darüber diskutiert werden, ob die sog. Immunokastration mittels des Tierarzneimittels Improvac in landwirtschaftlichen Ökobetrieben in Zukunft verboten wird. Seit dem Jahr 2010 sah die Länderarbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (LÖK) die immunologische Kastration von Ferkeln als im ökologischen Landbau zulässig an. Nun habe sich die LÖK darauf verständig, die Immunokastration in landwirtschaftlichen Ökobetrieben nicht mehr zuzulassen. Diese Entscheidung der LÖK basiert auf der bereits mehrfach geäußerten Rechtsauffassung der EU-Kommission, wonach sie diese Kastrationsmethode als nicht mit der EU-Ökoverordnung vereinbar ansieht.

Bei der Immunokastration handelt es sich nach einhelliger Auffassung um die tierschutzgerechteste Methode der Ferkelkastration. In unserer Stellungnahme legen wir dar, dass die Immunokastration im Einklang mit den Werten, Grundsätzen und Zielen der EU-Ökoverordnung steht. Im Gegensatz zur chirurgischen Kastration erleiden die Schweine im Rahmen der Immunokastration deutlich weniger Angst und einen weit geringeren Eingriff in die körperliche Unversehrtheit. Gesundheitliche Gefährdungen des Menschen durch Verzehr des Fleisches von Immunokastraten sind nicht zu befürchten. Zudem ist die Immunokastration auch aus Umweltschutzgesichtspunkten der chirurgischen Kastration mittels Isofluran vorzuziehen.

Das Staatsziel Tierschutz aus Art. 20a GG sowie die Landesverfassungen der meisten Bundesländer verpflichten die staatlichen Organe, auch auf europäischer Ebene auf ein möglichst hohes Maß an Tierschutz und mithin auf die explizite Zulassung der Immunokastration in Biobetrieben unter der EU-Ökoverordnung hinzuwirken.

Zur Aufforderung, der Verpflichtung aus dem Staatsziel Tierschutz nachzukommen haben wir gemeinsam mit 21 weiteren Tierschutzorganisationen einen offenen Brief an die Agrarminister*innen und Staatssekretär*innen, Ministerpräsident*innen der Länder und des Bundes, die Fraktionsvorsitzenden der Parteien auf Bundes- und Länderebene, die tierschutz- und agrarpolitischen Sprecher*innen der Regierungsfraktionen sowie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gesendet.