Der illegale Welpenhandel floriert: Dies bestätigen Zahlen der Organisationen VIER PFOTEN und TASSO e.V., die sich im Rahmen eines bundesweiten Expertennetzwerks für eine Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Hunde und Katzen einsetzen. Laut VIER PFOTEN wurden innerhalb der ersten sechs Monate des Jahres 2021 bereits 1.157 Tiere aus illegalem Handel, Transporten oder Zuchten sichergestellt – damit sind bereits jetzt die Vorjahreszahlen von 771 sichergestellten Tieren im Jahr 2020 deutlich überschritten. Mit einer Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht könnten Hunde und Katzen zuverlässig dem Händler oder Züchter zugeordnet und dem illegalen Welpenhandel ein Riegel vorgeschoben werden.

Im Zuge der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Heimtieren, insbesondere nach Hunden, enorm gestiegen.  Noch immer suchen viele Interessierte auf Online-Plattformen nach einem Welpen, obwohl die Gefahr groß ist, hier einen nicht artgerecht aufgezogenen und oft kranken Hund aus illegalem Handel zu erwerben.

Die gestiegenen Zahlen der durch die  Halter neuregistrierten Tiere in Deutschland spiegeln die vermehrte Nachfrage nach Heimtieren. Dies hat die Tierschutzorganisation TASSO e.V., die Europas größtes kostenloses Haustierregister betreibt, festgestellt. Wurden im Juni 2019 etwa 31.400 Hunde neu bei TASSO registriert, waren es im Juni 2020 mehr als 39.000, das ist ein Zuwachs von rund 25 Prozent. Bis zum Frühjahr dieses Jahres setzte sich der Trend weitgehend fort: Höhepunkt war der April 2021, in dem TASSO eine Steigerung von fast 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat bei den Neuregistrierungen von Hunden verzeichnen konnte. Ähnliches war bei den Katzen zu beobachten: Auch hier waren hohe Steigerungsraten in einzelnen Monaten im Vergleich zum Vorjahr festzustellen, so beispielsweise der März 2021 mit 23 Prozent oder der April 2021 mit rund 14 Prozent. Eine leichte Steigerung in den Registrierungszahlen ist nicht ungewöhnlich, da TASSO von Jahr zu Jahr wächst, doch diese liegt in der Regel etwa bei 4 Prozent im Jahresschnitt.

Es ist zu befürchten, dass sich viele Menschen auf der Suche nach einem tierischen Familienmitglied nicht ans Tierheim oder einen seriösen Züchter wenden. Der Onlinehandel aber ist die Plattform auch für illegale Welpenhändler, um ein schnelles Geschäft auf dem Rücken der Tiere zu machen. Die Preise der Tiere sind aufgrund der Nachfrage kein Indiz mehr für eine seriöse und tierschutzgerechte Herkunft.

Mit einer bundesweiten Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht könnte die Herkunft des Tieres vor dem Kauf nachweisbar festgestellt und potentielle Käufer vor des Folgen des illegalen Welpenhandels geschützt werden. Auch deshalb setzt sich das Netzwerk „Kennzeichnung und Registrierung (K&R)“, zu dem auch die DJGT gehört, seit Jahren für eine solche Pflicht ein.

„Die Corona-Pandemie hat es einmal mehr gezeigt: Eine Rückverfolgbarkeit der Anbietenden und der Tiere in Europa ist wichtiger denn je. Nur so können Kriminelle auch strafrechtlich verfolgt werden. In Deutschland besteht die Herausforderung der regionalen Unterschiede bei der K&R. Daher schlagen wir zur Umsetzung der geforderten Registrierungspflicht eine dezentrale Lösung in Form eines sogenannten Registerverbunds mit einer eigenen zentralen Abfragestelle vor“, sagt Dr. Hans-Friedrich Willimzik, Leiter des Netzwerks K&R. „Durch die Vernetzung bestehender Heimtierregister über eine digitale Schnittstelle, die sogenannte HABS-Lösung, würden die Daten in den jeweiligen Registern verbleiben, aber autorisierte Stellen wie beispielsweise Behörden könnten auf einfache und kostengünstige Weise die Transpondernummern bestimmter Tiere abfragen, ohne bei jedem einzelnen Register eine eigene Anfrage stellen zu müssen. Wir haben HABS nicht nur für Deutschland entwickelt, auch andere EU-Mitgliedstaaten könnten langfristig die Schnittstelle etablieren. Damit könnte unser Modell einen wichtigen Beitrag zur Harmonisierung der Kennzeichnung und Registrierung innerhalb der EU leisten.“

Deutschland Schlusslicht in der EU

In über bereits 23 EU-Ländern ist die Kennzeichnung und Registrierung für Hunde und oft auch Katzen längst verpflichtend; Deutschland gehört hier neben Estland, Polen und Tschechien zu den Schlusslichtern. Auch der Bundesrat fordert die Einführung einer bundesweiten Registrierungspflicht von Hunden immer wieder – zuletzt erst Ende Juni im Rahmen der Tierschutz-Hundeverordnung. Die Bundesregierung blockiert die Einführung jedoch mit der Begründung der unverhältnismäßig hohen Kosten und des Aufwands. Diesem Argument steht das  Lösungsmodell des Netzwerk K&R entgegen, das durch die Vernetzung bestehender Heimtierregister durch eine digitale Schnittstelle (Clearingstelle Heimtier-Abfrage-Service = HABS) sowohl eine kostengünstige als auch eine aufwandsarme Möglichkeit bietet, eine flächendeckende Rückverfolgung parallel zu den meisten anderen EU-Staaten sicherzustellen.

Zum Netzwerk „K&R“

Das Netzwerk „Kennzeichnung und Registrierung (K&R)“ ist ein interdisziplinärer Arbeitskreis der Landestierschutzbeauftragten Deutschlands, verschiedener Tierschutzorganisationen sowie weiteren Experten unter der Leitung des Landesbeauftragten für Tierschutz des Saarlandes, Dr. Hans-Friedrich Willimzik. Ziel ist die Einführung einer flächendeckenden rechtspflichtigen Kennzeichnung und Registrierung für Hunde und Katzen in Deutschland. Bislang ist Deutschland zusammen mit einigen wenigen anderen Ländern hierbei Schlusslicht in Europa. Die gravierenden Probleme, wie beispielsweise der illegale Welpenhandel, die stetige Zunahme von Straßenkatzen sowie überfüllte Tierheime, können nur mit einer stringenten europaweit und national harmonisierten vollständigen Strategie der Rückverfolgbarkeit von Tierhaltern und Heimtieren gelöst werden. Weitere Informationen zur Arbeit und den Mitgliedern des Netzwerks „K&R“ sind hier zu finden.

Laden Sie hier unsere Pressemitteilung zu diesem Thema als PDF herunter: 21_07_15_DJGT_illegaler_Welpenhandel