Der Europäische Rechnungshof hat sich in einer Analyse mit Tiertransporten beschäftigt und bestätigt, was viele NGOs bereits seit Jahrzehnten vortragen. In der Pressemitteilung des Europäischen Rechnungshofs vom 17. April 2023 wird die Analyse „Lebenstiertransporte in der EU: Herausforderungen und Chancen“ vorgestellt. Als wesentliche Erkenntnis wird festgehalten, dass die zunehmende Spezialisierung sowie der Trend zu immer weniger, aber größeren Tierindustrien und Schlachthöfen und die daraus resultierenden Gewinnmaximierungsmaßnahmen auf Kosten der Tiere gehen. So wird bemängelt, dass Transportunternehmen die in verschiedenen nationalen Sanktionssystemen bestehenden Schlupflöcher ausnutzen könnten und z. B. durch den Verstoß gegen Vorschriften noch Gewinne erzielen, z. B. durch den Transport nicht transportfähiger Tiere, denn die Sanktionen für diese Tat sind nicht besonders abschreckend. Es rechnet sich daher, mit dem Transport transportunfähiger Tiere Geld zu verdienen, da ein Verstoß gegen etwaige Verbote, transportunfähige Tiere zu transportieren, nicht oder nicht hinreichend geahndet wird.

Auch die Prüfer des Rechnungshofs fordern – wie viele andere, insbesondere NGOs, die aber durch öffentliche Stellen oft als nicht glaubwürdig dargestellt werden – die negativen Auswirkungen langer Tiertransporte auf Tiere zu verringern, indem die Anzahl und auch die Dauer der Transporte verringert wird. Zudem müssten die Transportbedingungen für die Tiere verbessert werden. Außerdem weist auch der Rechnungshof auf Alternativen zu Tiertransporten hin. Neben dem Transport von Fleisch kann auch das Sperma der Tiere statt sogenannter Zuchttiere transportiert werden. Ausdrücklich nennt der Rechnungshof auch die Möglichkeit der mobilen Schlachtung, die einen Tiertransport gänzlich unnötig mache und zudem umweltfreundlicher sei.

Eine Chance erkennt der Rechnungshof u. a. in der aktuellen Überarbeitung der Tierschutzgesetzgebung der EU. Ob die EU allerdings durch tierschutzkonforme Gesetze Partei für die Tiere ergreift oder vielmehr die Wirtschaftsakteure unterstützt, bleibt abzuwarten. Die DJGT wird den Überarbeitungsprozess und das Ergebnis der überarbeiteten EU-Tierschutzgesetzgebung kritisch prüfen und weiterhin auf Missstände hinweisen, die durch die Gesetzgebung – ggfs. absichtlich – zu Lasten der Tiere ermöglicht werden.

Die Pressemitteilung des Europäischen Rechnungshofs sowie die Analyse „Lebendtiertransporte in der EU: Herausforderungen und Chancen“ können hier heruntergeladen werden.