Die gemeinnützige Organisation Expertise for Animals veröffentlicht das White Paper „Die Ketten lösen: Eine umfassende Untersuchung der Anbindehaltung von Rindern.” Damit bereitet sie Fachinformationen zur problematischen Anbindehaltung auf. Qualitativ hochwertige und fundierte Informationen bilden die Grundlage der Untersuchung.
Rund zwei Millionen Kühe und Bullen leben im deutschsprachigen Raum in der Haltungsform. In Österreich und der Schweiz ist die ganzjährige Anbindehaltung, mit Ausnahmen, verboten. Die zeitweise Fixierung ist jedoch erlaubt. In Deutschland ist die Haltung von Rindern über sechs Monate bisher nicht weiter geregelt. Derzeit wird ein Referentenentwurf zur Änderung des Tierschutzgesetzes vom Landwirtschaftsministerium intern abgestimmt. Das behandelt auch die Anbindehaltung von Rindern. Expertise for Animals nahm dies zum Anlass, die Haltungsform näher zu beleuchten und aus tierschutzbezogener Perspektive zu bewerten.
Das White Paper beleuchtet die Auswirkungen auf das Verhalten, die Gesundheit und die Emotionen der Rinder. Die Fixierung an einer Stelle schränkt das arttypische Verhalten enorm ein. Die Tiere können sich unter anderem nicht physiologisch und ausreichend fortbewegen sowie komfortabel ruhen. Negative Folgen für die Gesundheit beinhalten unter anderem Euter- und Erkrankungen des Bewegungsapparates. Die Rinder leiden neben Schmerzen unter Frust und Langeweile.
Das Kapitel zur Rechtslage fasst die Situation zur Anbindehaltung in Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen. Anders als in Deutschland ist die ganzjährige Anbindehaltung in Österreich und in der Schweiz verboten. Die zeitweise Anbindung ist in allen drei Ländern erlaubt. Rechtliche Stellungnahmen aus Deutschland weisen immer wieder auf den Verstoß gegen § 2 Tierschutzgesetz hin. Hahn und Kari sprechen sogar von einer strafrechtlichen Relevanz der Haltungsform. Das Kapitel ist mit Unterstützung des Vorstandsmitgliedes, Dr. Barbara Felde, entstanden.
Drei Chronologien zeichnen die politischen Entwicklungen zur Anbindehaltung in Deutschland, Österreich und der Schweiz nach. Aktuelle Standpunkte und Argumente verschiedener Tierschutz- und Tierrechtsverbände sowie tierärztlicher Tierschutzvereinigungen geben einen zusätzlichen Einblick in die Debatte. Das White Paper enthält auch einen Faktencheck der gängigen Argumente für die Anbindehaltung. Expertise for Animals entlarvt die Mythen der Agrarindustrie und liefert plausible Antworten.
Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit einer tierethischen Betrachtung der Haltungsform. Mithilfe von Philosoph_innen und Tierethiker_innen finden verschiedene Theorien auf die konkrete Haltungsform Anwendung.Expertise for Animals kommt zu dem Ergebnis, dass Deutschland die tierschutzwidrige Haltungsform unverzüglich beenden muss. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse liefern hinreichend Informationen, dass die Anbindehaltung das Verhalten, die Gesundheit und Emotionen der Rinder enorm einschränkt beziehungsweise negativ beeinflusst.