Tiere auf der Bühne – das ist nicht mehr zeitgemäß und zeugt von mangelndem Respekt gegenüber dem Tier. Nach einer aktuellen Mitteilung des Chefdramaturgen der Deutschen Oper in Berlin, Jörg Königsdorf, ist „nach derzeitigem Stand“ geplant, in dem Stück „Der Barbier von Sevilla“, das gerade in der Deutschen Oper in Berlin-Charlottenburg aufgeführt wird, einen lebenden Esel einzusetzen. Bereits bei einer Aufführung am 10. Mai diesen Jahres hatten sich Besucher gewundert, dass ein lebender Esel bei dem Stück auf der Bühne zu sehen war.

Herr Königsdorf teilte in dieser Woche auf Anfrage mit, dass es sich bei dem einzusetzenden Esel um „ein für solche Anforderungen trainiertes Exemplar“ handele, das die Deutsche Oper bei einer für „Bühnentiere“ spezialisierten Agentur buchen wird.

Der Einsatz von Tieren auf Theater- und Opernbühnen, zumal eines Esels, ist nicht mehr zeitgemäß. Eine solche Praxis wird den ureigensten, vitalen Bedürfnissen der Tiere nicht gerecht und bedeutet großen Stress für die Tiere, insbesondere dann, wenn sie etwas tun sollen, was sie nicht wollen, weil es ihren Instinkten widerspricht, und mit Gewalt dazu gezwungen werden.

Im Fall des Esels wurde uns mitgeteilt, dass dieser im Rahmen von Proben für das Stück „Der Barbier von Sevilla“ in Dunkelheit eine Treppe hinabsteigen sollte, dies aber nicht tun wollte und daraufhin drangsaliert wurde.

Allein schon der Transport zum und der Weg durch ein Opernhaus auf die Bühne hin und wieder zurück dürfte für den Esel eine Tortur darstellen. Die ungewohnte Umgebung auf der Bühne selbst, nicht zuletzt die Beleuchtung und die Akustik wirken auf ein solches Tier zusätzlich verstörend.

Die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht und sieben andere Tierschutzorganisationen, die in Berlin tätig sind, haben die Deutsche Oper in einem offenen Brief an die Verantwortlichen der Deutschen Oper sowie an Katharina Thalbach, die das Stück inszeniert, aufgefordert, keinen lebenden Esel in dem Stück „Der Barbier von Sevilla“ und auch sonst keine lebenden Tiere mehr im Namen der Kunst zu benutzen. Denn das geht in den allermeisten Fällen mit Leid für das einzelne Tier einher. Vielen Menschen stoßen sich an dieser Rücksichtslosigkeit von Theater- und Opernhäusern, wie zuletzt im Oktober 2022 in der Berliner Staatsoper beim Einsatz von Kaninchen in den Wagner-Stücken „Rheingold“ und „Walküre“ (https://djgt.de/2022/10/28/tierschutz-scheitert-vor-gericht-kaninchen-muessen-als-requisiten-in-das-rheingold-und-die-walkuere-herhalten/).

Die nächste Aufführung – mit dem lebenden Esel – soll am 6. September um 19.30 Uhr in der Deutschen Oper stattfinden.

Die Pressemitteilung zum Thema ist hier abrufbar.